GEISTLICHE BEGLEITUNG
Begleitung auf dem christlichen Weg.
Ein Begleiter hilft einem Menschen dazu, zu seinem letzten Ziel zu
gelangen, er ist Helfer auf dem Lebensweg, Helfer dazu, dass Leben gelingt.
Jeder Mensch sucht sich selbst zu verwirklichen und braucht dafür
auch Hilfen, die er selbst suchen und finden muss, die ihm aber auch geschenkt
werden.
Das letzte Ziel des Menschen besteht darin, dass er seine Bestimmung
oder Berufung erkennt, weswegen er hier auf dieser Erde ist.
Er spürt in sich eine göttliche Kraft, die es zu entfalten
gilt. Er ist geschaffen zur ewigen Gemeinschaft mit Gott, der alles zu
einer Einheit führen will. Diesen Gott zu erkennen, in das Gespräch
mit ihm einzutreten und sich von ihm führen lassen, darum geht es.
Der Glaube sagt einem, dass es diesen Gott gibt, der Gemeinschaft schenkt,
die Hoffnung hält den Menschen auf dem Weg, gegen alle Verführungen,
Scheitern, Abwege, Gott mehr zuzutrauen, dass er trotzdem das Ziel erreiche.
Die Liebe gibt Kraft und treibt dazu, in allem Gott zu suchen und
zu dienen. Das führt zu den Grundhaltungen der Dankbarkeit, der Ehrfurcht,
und dem Dienst.
Um das letzte Ziel zu erkennen und dazu zu stehen, braucht es immer
wieder auch den Abstand des Loslassen-könnens (Indifferenz) von allem,
was nicht letztes Ziel ist, was Mittel auf dem Wege sein kann, aber auch
die Gefahr in sich birgt, sich selbst zum Ziel zu erklären, zum Abgott.
Damit wir das Ziel erreichen, damit wir unsere Gemeinschaft mit
Gott erkennen und erlangen, hat Gott uns Menschen geschickt, die er erwählt
hat und in denen sich seine Weisheit und Güte offenbart.
Jesus Christus ist der Begleiter und Wegführer schlechthin.
Er kommt von Gott, ist in Gott und geht wieder zu Gott, seinem Vater. Er
zeigt den Weg und begleitet auf dem Weg. Er ist selbst der Weg. Vom Menschen
ist gefordert, ihn als Wegbegleiter anzunehmen, sich für ihn zu entscheiden.
An ihm ist abzulesen, wie Gott ist und wie er mit uns handelt. Seine Weisung
lässt sich im Gebot der Gottes-und Nächstenliebe zusammenfassen.
Er ist nicht einer unter anderen, sondern hat den aboluten Vorrang.
Der Geistliche Begleiter will den Begleiteten zur tieferen Gemeinschaft
mit Jesus und mit Gott führen und ihn dazu ermuntern, auf den Geist
Gottes und seine Führung zu vertrauen. Er wirkt in ihm selber und
lädt ein, auf ihn zu hören und ihm zu folgen. Er wird ihm auch
helfen, wenn jemand auf dem Weg lau und schwach geworden ist, und ihm die
Vergebung Gottes zusprechen, wenn er dessen bedarf.
Eien besondere Hilfe der Einübung von Geistlicher Begleitung
sind Exerzitien, ein Übungsweg von 5-30 Tagen.
Begleitung geschieht auf vielfache Weise, wie sich auch an der Person
Jesu Christi ablesen lässt: Durch regelmäßige Gespräche,
durch Lehre oder Weisung, durch das Beispiel, durch fürbittendes Gebet,
durch ertragenes Leiden, durch Sündenvergebung.
Was den Glauben immer wieder in Frage stellt, ist der Unglaube
(auch in der Form von Aberglaube oder Vergötzungen) oder auch der
"alte Adam": Anhänglichkeiten, falsche Ängste, Gewohnheiten,
Irrtümer .. Dann bestimmen einen die Dinge und man ist nicht mehr
selbst der Entscheidungsträger. Man wird gehabt. Das Man ist mächtig
in einem. Der Glaube macht frei und lässt darüber verantwortlich
entscheiden, was mehr zur Ehre Gottes dient (dem vernünftigen Plan
seiner Weisheit und Ordnung) und zum Heil der Person (der inneren Bestimmung,
die dann auch innerlich zufrieden sein lässt).
Im Glauben kann ich anschauen, welche Bewegungen (Triebe, Strebungen,
Motive) in mir sind und mich bestimmen wollen und dann unterscheiden, welche
Bewegung von Gott kommt und zu ihm hinführt. Dann kann ich mich mit
der Gnade Gottes für diese Bewegung entscheiden. Der Glaube gibt mir
den Mut, dies anzuschauen, denn er sucht Gottes Willen, auch wenn es schwer
fällt.
Unglaube weicht dieser Konfrontation aus, so wie Adam sich hinter
dem Baum versteckt hielt. Der Glaubende kann sich auch Schuld eingestehen,
weil er um Vergebung weiß und sie erbitten kann. Der Ungläubige
stellt sich der Schuldfrage nicht, weil dann sein Dasein in Frage gestellt
ist. So muss er verleugnen und verdrängen, (Petrus verleugnete aus
Angst seine Zugehörigkeit zu Jesus) oder aber er verurteilt sich selbst,
ohne sich der Barmherzigkeit Gottes zu überlassen, d.h. er macht sich
selbst noch einmal zum eigenen Richter.
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Partnerschaftliche Beziehung
Die Beziehung von begleitender und begleiteter Person ist partnerschaftlich,
die Beziehung von Brüdern und Schwestern im Glauben. "Denn nur einer
ist euer Meister, Christus im Himmel". Gott wirkt in beiden, im Begleiter
und in der begleiteten Person, belehrt beide durch seinen Geist, beide
müssen Hörende sein, bereit, sich auch in Frage stellen zu lassen.
Hören heißt auch geduldig warten können, bis sich etwas
zeigt und erschließt, heißt auch zu fragen und zu benennen,
wo man etwas noch nicht versteht, heißt sich vom Urteilen zurückhalten,
und eher dem anderen Mut zu machen, sich selbst im Glauben anzuschauen
und anzunehmen. Vertrauen ist notwendig, dass Gott diesen Menschen führen
will, und dass er sich meiner dabei bedient. Dies ist auch immer wieder
zu erbitten.
Konfrontation kann entstehen, wenn die begleitete Person ihr
Selbstverständnis nicht mehr im Glauben sieht. Wenn dies unbewusst
geschieht, d.h. wenn eigentlich der Grund des Glaubens gelten soll, muss
die begleitende Person konfrontieren mit Autorität. "Wes Geistes Kind
seid ihr", sagt Jesus zu den Donnersöhnen, die Feuer auf Samaria herabrufen
wollen. Wenn dies auf Grund von bewusster Entscheidung geschieht so gilt:
"Wollt auch ihr gehen?"
Krisen können entstehen, wenn der Glaube nicht das Fundament
ist sondern eine Angst oder menschliche Rücksichten oder Fixierungen.
Hier spielt das Problem von Übertragung und Gegenübertragung
eine Rolle. Dies kann sowohl beim Begleiter als auch beim Begleiteten stattfinden.
Krisen können auch durch Missverständnisse entstehen,
die in einer verschiedenen Denk- oder Lebenserfahrung wurzeln und sich
daher auch verschieden sprachlich zu Worte bringen. Es kann auch sein,
dass die begleitete Person Erfahrungen macht, welche die begleitende Person
nicht aus eigener Erfahrung kennt. Wenn diese ehrfürchtig damit umgehen
kann, dann wird sie selbst dabei wachsen. Es enthebt sie aber nicht davon,
auch positiv kritisch zu sein.
Das frühe Christentum musste immer wieder unterscheiden, wobei
es darum ging, wes Geistes Kind eine Erfahrung war. Ging es letztlich um
eine Selbsterhöhung, um Prahlerei, um ein Urteilen über andere,
oder war es eine Frucht der Liebe, die sich nicht selbst sucht sondern
Gott rühmt, und sich mit ihren Gaben in Dienst stellt.
In der Krise ist es für beide Seiten wichtig, Gott um sein
Licht zu bitten, und sich vielleicht auch in einem Gespräch mit anderen
geistlich erfahrenen oder psychologisch geschulten Menschen Hilfe zu suchen.
Wenn sich diese Krisen nicht klären oder bewältigen lassen,
dann ist es angeraten, die Begleitung zu beenden.
Gundikar Hock 2005
Aus dem Dekret der 34. Generalkongregation "Der Jesuit als Priester":
"20. Aus ihrer ignatianischen Tradition bringen Jesuiten in ihrem
priesterlichen Dienst eine tiefe Achtung für die Weisen mit, auf die
Gott im Leben aller Menschen schon am Werk ist.
Das Handeln Gottes beginnt nicht erst dort, wo wir etwas tun.
In den Segnungen der Schöpfung hat Gott das Fundament gelegt
für das, was er durch die Gnade der Erlösung vollenden will.
Daher versuchen die Jesuiten in der Ausübung ihres priesterlichen
Dienstes wahrzunehmen, was Gott im Leben einzelner Menschen, Gesellschaften
und Kulturen schon gewirkt hat, und zu erkennen, wie Gott dieses Werk fortsetzen
will.
Da die Aufmerksamkeit des Jesuiten auf den Gnadencharakter alles
menschlichen Lebens hinglenkt ist, beeinflusst diese Sicht auch die Art,
in der er das Priestertum in den verschiedenen Bereichen ausübt.
Es zielt immer auf die Auferbauung des Menschen entsprechend
der individuellen Eigenart des Lebens der Gnade in jedem einzelnen."
Anfragen
nach Geistlicher Begleitung und Exerzitien im Bistum Hildesheim
Literatur:
- Peter Köster:
Einführung in die Praxis geistlicher Begleitung. 2002
- Alex Lefrank: Umwandlung in Christus. Die Dynamik des Exerzitien-Prozesses.
Echter, 2009
spiritual direction
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