Impuls Schoeßler: zur Priesterwallfahrt Hildesheim 2010
Impuls eines älteren Mitbruders (in St.Mauritius) Joh. Schoeßler Pfr.i.R.
Mo 14.06.2010 Priesterwallwandern Hildesheim
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Mit dem Herz-Jesu-Fest am Freitag und der Wallfahrt heute lassen wir das Priesterjahr ausklingen.
Das Evangelium vom Fest spricht im Gleichnis von Jesus als dem Guten Hirten:
Eins von 100 Schafen ist verloren gegangen. Darauf lässt der Hirte die 99 in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach…
Ist das vernünftig? Angemessen?:
99 in Gefahr - um 1 zu suchen und zu retten, 1%? - unrentabel! - So aber denkt der Gute Hirt auch bei Zachäus:
Hunderte umlagern Jesus und wollen etwas von ihm; aber er entdeckt den unbeliebten Zolleinnehmer im Feigenbaum und bittet zum Einzelgespräch… Ist das vernünftig? Wäre da ein Event für alle nicht das Richtige?

- Jesus heilt einen Kranken am Sabbath…
Die Gesetzeslehrer sind aufgebracht… Jesus fragt: „Ist es erlaubt am Sabbath zu heilen?“ und heilte!!
Da gingen die Pharisäer hinaus und beschlossen, dass Jesus sterben müsse! Hätte Jesus nicht auch anderntags heilen können?
Ist das vernünftig? Lebensgefahr! Aber Jesus lehrt und lebt eine heilige Unvernunft zugunsten der einzelnen Menschen…

Das soll eine Ermutigung sein für uns alle:
Sich im Sinne Jesu eine heilige Unvernunft zu bewahren, in einer Zeit, wo nur noch das Allervernünftigste getan werden kann.
Das sagen wir älteren Mitbrüder Euch als Ermutigung aus eigener Erfahrung: Wagt es immer wieder mit heiliger Unvernunft!

- Den zweiten Gedanken zum Impuls schenkt uns Johannes der Vorläufer des Herrn.
Von ihm heißt es im Benedictus: „Und du Kind wirst Prophet des Höchsten heißen, denn du wirst dem Herrn vorangehen und ihm den 
Weg bereiten… Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken, das in der Vergebung der Sünden besteht…“

Das ist eine Berufung für Johannes in allerhöchster Form. Gilt aber auch für einen jeden von uns. Wegbereiter des Herrn zu sein!
Dieses Sendungsbewusstsein dürfen wir nicht kleinreden: Es muss unser ganzes Leben bestimmen!
Der Herr hat uns berufen. Er ist Auftraggeber… wir sind seine Vorläufer…
Ein Vorläufer ist vorläufig, nicht endgültig! Auch Johannes war es nicht!
- seine Bedeutung nimmt ab in dem Maße wie das Kommende kommt…
- die Botschaft des Johannes vom Gericht wird von Jesus überholt durch die Botschaft der Liebe Gottes…
Johannes wollte nichts weiter sein: bereit abzunehmen, damit der Kommende wachsen kann…

Sind wir nicht alle Vorläufer, vorläufig!, nicht endgültig?
- die Jungen sind Vorläufer der kommenden Alten
- die heutigen Amtsträger die Vorläufer der kommenden Generation
- die heutige Pfarrei ist Vorläufer der kommenden Gemeindestruktur…
Wir alle sind Vorläufer, vorläufig, nicht endgültig!
Und doch hatten wir zu unserer Zeit geglaubt, das ist es: Jetzt ist das Eigentliche das Gültige, das Wahre…

Wir Alten stellen fest, dass sich die Gegenwart in Vergangenheit verwandelt - wir sind überholt - auslaufende Modelle.
Das kann traurig machen; aber die Einsicht ist wichtig! Denn sie lenkt den Blick auf den Herrn: Er schafft das Heil und die Zukunft. 
Ihm sollen wir den Weg bereiten, wie Johannes es tat!
Er muss wachsen, ich muss abnehmen. Denn er allein ist der endgültige!
.


 
 

Ermahnung und Ermutigung 


Liebe Brüder in Christus, 

Ermahnung und Ermutigung. Natürlich höre ich, wie wahrscheinlich die meisten von Ihnen, lieber eine Ermutigung als eine Ermahnung. Eine Ermahnung will mich korrigieren. 

Wenn mich jemand von außen ermahnt, fällt es nicht immer auf fruchtbaren Boden bei mir. Aber im nachklingen erkenne ich oft, wie gut es die Person mit mir meint. In Liebe gesprochene Ermahnungen kann ich in mir bewegen und bearbeiten. 

So möchte ich Sie heute ermahnen, in Liebe ermahnen. 

+ zum Gebet 

Bleiben Sie im Gebet. Beten ist Ausdruck ihrer persönlichen Gottesbeziehung und die Quelle allen Seins. Geben Sie es nicht auf und verschieben Sie es nicht auf später. 

+ Wegbegleiter

Gehen Sie ihren Weg nicht ohne menschliche Begleitung; Freunde sind so wichtig. -; Und, gehen Sie Ihren Weg nicht ohne geistliche Begleitung. Weil die Belastung und Einsamkeit nicht allein zu tragen sind. 

Gebet und Wegbegleiter - diese beiden Aspekte möchte ich Ihnen ans Herz legen. 
 

Ermutigung ; in dem Wort Ermutigung steckt das Wort Mut. Wenn mir jemand Mut zuspricht fühle ich mich bestärkt, fühle mich angenommen und wahrgenommen. 

Die folgenden Ermutigungen sollen Sie bestärken auf Ihrem Weg.

+ ganz Mensch sein

Wagen Sie sich ruhig ganz Mensch zu sein, mit Ihren Stärken und Ihren Schwächen. Gott hat Sie zum Priestertum berufen, er hat Sie dazu berufen IHN - Jesus Christus, auf Erden sichtbar zu machen. Er hat Sie als Menschen dazu berufen. Stellen Sie sich, wie sie es bereits tun, immer mehr als Mensch in den Dienst Gottes und der Menschen. 

+ Trauen und Vertrauen 

Ich möchte Ihnen den Mut zusprechen sich dem Herrn immer mehr zu überlassen. Trauen und Vertrauen Sie Gott in allem mehr als sich selbst und menschlichem Vermögen. ER wird es tun. 
 

Ganz Mensch sein - Trauen und Vertrauen, beides möge auf Ihrem Weg immer mehr zum Leben kommen. 

Zum Schluss möchte ich Ihnen noch die Zusage geben, dass wir Schwestern Sie gerne betend begleiten.

eine Vinzentinerin bei der Wallfahrt der Priester der Diözese Hildesheim nach Marienrode am 14.6.2001