Der Weg der Exerzitien Sich
selbst begegnen: Eine Woche lang
schweigen! Wer kann das aushalten? Einfach dasitzen, Das
erste, das Menschen erleben, wenn sie ins Schweigen gehen, ist
Stille, Leere und Unsicherheit. So eine Zeit der Unterbrechung kommt nicht immer freiwillig. Ignatius von Loyola, der Gründer des Jesuitenordens, wurde bei einer Schlacht schwer verletzt. Monatelang lag er im Bett. Die Zeit der Krankheit wurde für ihn zur Wende in seinem Leben. Er lernte seine Aufmerksamkeit nach innen zu richten, sich selber und seine seelischen Regungen zu beobachten. Was für eine Reise! Wer es auf sich nimmt, sich selber zu erkennen und auszuhalten, der kann eine neue Welt entdecken. Dem begegnen, der mein Leben trägt: In den Exerzitien schauen die Menschen nicht nur in sich hinein, sondern sie sprechen sich auch aus. Dafür ist der Exerzitienbegleiter zuständig. Er hört sich Anliegen und Erfahrungen der Teilnehmer an und macht dann einen Vorschlag, was sie in der Stille tun können: einen Spaziergang machen, über ihr Leben nachdenken oder einen Abschnitt aus der Bibel anschauen. Ziel
ist es, mit Gott in Kontakt. zu kommen, etwa durch ein Gebet oder
eine Begebenheit aus der Bibel. Es geht nicht so
sehr darum, über
Gott nachzudenken, sondern eher, ihn an sich heranzulassen - sich von
ihm ansprechen und berühren zu lassen - wie ein Kind sich von
einer Geschichte berühren lässt. Dann kann es
geschehen,
dass sich im Inneren eine Tür öffnet und das Herz weit wird
und froh. Gott ist dann kein unnahbares Wesen über dem
Himmel,
sondern einer, dessen Nähe sie ganz persönlich erfahren
haben. Wo Gott erfahren
wird, werden die Menschen selbstbewusst und
frei. Sie erkennen sich selber und ihre Aufgabe in der Welt ganz
neu.
P.
Markus Franz SJ
|