Andreas Batlogg SJ: Peter Faber - Globetrotter des Glaubens
(2. August)
Peter
Faber (oder Pierre Favre, wie der 1506 in Le Villaret unweit von
Genf Geborene nach seiner Muttersprache eigentlich heißt),
war der erste Jesuit auf deutschem Boden. Seine Arbeitsaufträge
- vom Papst oder von seinem Ordensgeneral Ignatius von Loyola -
führten ihn durch halb Europa. Damals gab es aber natürlich
noch keine Intercity-Züge, keine Düsenjets und andere
Möglichkeiten, die eine Reise zum Vergnügen gemacht
hätten. So kann es gar nicht überraschen, dass Faber im
Alter von 40 Jahren völlig ausgepowert (wie man heute sagen
würde) starb, genauerhin am 1. August. Tags darauf ist sein
kirchlicher Gedenktag.
Vom
Kuh- zum Seelenhirten
Dem
Savoyarden mit den sanft-sensiblen Temperament und einem Hang zum
Grübeln war es keineswegs in die Wiege gelegt, das Tal von
Grand-Bornand zu verlassen und nicht wie seine Vorfahren Bauer,
sondern Priester und Mitglied eines neuen Ordens zu werden. Im
Alter von zehn Jahren hat der kleine Peter beim Viehhüten
einen heftigen Wunsch verspürt: Studieren! Er offenbarte sich
seinen Eltern, denen nichts anderes übrig blieb, als
nachzugeben - ein Bruch der Familientradition! Statt Kühe zu
hüten wurde er Seelenhirte. Zwei Jahre lang erhielt er
Lateinunterricht von einem Priester, bevor er für neun Jahre
ins Kolleg von La Roche kam. Während der Ferien 1518, so
erzählt Faber später in seinem "Memoriale",
habe er sich innerlich gedrängt gefühlt, Christus ewige
Keuschheit zu geloben.
Skrupel
und Depressionen
Auf
Vermittlung seines Onkels Claude Perrisin, des Priors der Kartause
Le Reposoir, kam Faber 1524 an die Universität nach Paris.
Wohnung nahm er im Kolleg Sainte Barbe. Dort hatte er, als er sich
nach sechs Jahren Studium auf den Magistergrad der Philosophie
vorbereitete, einen baskischen Zimmergenossen, der 16 Jahre später
den Jesuitenorden gründete: Inigo de Loyola. Sie waren
vorerst nur Studienkollegen. Faber wusste selbst noch nicht, ob er
heiraten, Arzt oder Jurist werden solle, ob er in Theologie
promovieren und in den geistlichen Stand eintreten sollte.
Schließlich entscheidet er sich, Inigos Weg zu gehen. 1534
wird er Priester. Erst in diesem Jahr hatte ihn Ignatius, der Laie
(!), in die Geistlichen Übungen (Exerzitien) eingeführt.
Am 15. August legt er zusammen mit Ignatius und fünf weiteren
Gefährten, darunter der Navarrese Franz Xaver, in der Krypta
von Montmartre Privatgelübde ab. Faber zelebriert dabei (als
einziger Priester unter den ersten sieben Gefährten) die
Messe.
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Erster Jesuit
nördlich der Alpen
Einige Jahre
wirkte Faber in Oberitalien und Rom. 1538 bot sich die Gruppe um
Ignatius, die auch "preti riformati" (Reformpriester)
genannt wurde, Papst Paul III. an. Nachdem 1539 die Entscheidung
gefallen war, sich als Orden zu etablieren (als offizielles
Gründungsdatum gilt der 27. September 1540), machte der Papst
von dem Angebot Gebrauch. Faber erhielt eine Mission für
Parma.
Schon bald wurde er ein gefragter theologischer
Berater und spiritueller Lehrmeister: auf den Religionsgesprächen
in Worms, auf dem Reichstag in Regensburg, in Mainz, Köln und
an vielen anderen Orten ist er anzutreffen. Faber war somit der
erste Jesuit nördlich der Alpen. Er gab auch Exerzitien (auf
Latein, Deutsch konnte er nicht) und betätigte sich als
Seelsorger für gebildete Kreise. Faber sollte die Kluft
zwischen Protestanten und Katholiken überbrücken helfen,
um Europa gegen die Türken zu einigen. Mit den Reformatoren
zu sprechen wurde ihm allerdings untersagt. Bis an sein Lebensende
glaubte er fest an eine Wiedervereinigung.
Lehrer
von Petrus Canisius
Nach einem Einsatz
in Spanien wurde er 1542 ein zweites Mal nach Deutschland gerufen,
diesmal nach Speyer und an den Rhein. Aus dieser Zeit datiert sein
geistliches Tagebuch. Einer seiner Schützlinge wurde 1543
Peter Kanis (Canisius), der nach Exerzitien um Aufnahme in den
Orden bat. Im Herbst desselben Jahres erlitt Faber totalen
Schiffbruch mit einer Mission am Königshof in Portugal. Ein
Jahr verbrachte er in Spanien, um von dort als päpstlicher
Theologe zum Konzil von Trient zu reisen.
Er
betete für den Papst, für Luther und die Türken
Peter Faber ist
heute ein Vorbild für den Umfang mit Andersdenkenden und
Andersgläubigen. Im Unterschied zur zweiten
Jesuitengeneration, etwa einem Robert Bellarmin, hat er nicht
Kontroverstheologie betrieben, sondern den Dialog gesucht und auf
die Reform "von innen" gesetzt. Nicht Verketzerung,
sondern das Gespräch wurde seine seelsorgliche Methode. Und
Gebet. Es hieß schon etwas, öffentlich zu bekunden, man
bete "für den Papst, für Luther, für
Melanchthon, für Bucer und für den Türken".
Mag Faber auch in manchen Punkten theologisch naiv gewesen sein,
in Sachen Menschenkenntnis und -führung war er es nicht. Da
war er Experte. Er verkörperte damit jene Haltung, die in
seinem Orden die "discreta caritas" heißt. Dass er
dabei wenig auf seine Gesundheit achtete, sich total verausgabte,
führte wohl zu dem, was heute allgemein das Burn-out-Syndrom
genannt wird.
Völlig ausgebrannt traf er am 17. Juli
1546 in Rom ein und starb kurz darauf am 1. August nach kurzer
Krankheit. Sein Gedenktag ist der 2. August.
am
18.12.2013 erfolgte die Heiligsprechung durch Papst
Franziskus.
Aus:
Jesuiten. Mitteilungen der österreichischen Jesuiten 69
(1996) H.3, 4-6.
Faber schreibt in
seinem Memoriale von einer tiefen geistlichen Erfahrung :
"Zwar
habe ich zu anderen Malen schon oft größere Andacht
verspürt, die mir den Sinn der Worte aufschloss oder einen
Geist gab, der meine Seele zerknirschte oder sie sonstwie zur
Andacht stimmte. Hier dagegen war es eine Erhebung der
Seelenspitze, in der mir vergönnt war, die Gegenwart Gottes
zu erfassen, wie Er in seinem himmlischen Tempel wohnt. ...Zwar
schien mir ein solches Hinspannen meines Geistes nach Gott
ziemlich schwierig, doch hatte ich gute Hoffnung, die Gnade werde
meinen Geist bestärken." (Nr. 319)
Die
vier Jahreszeiten von Peter Faber, einem der ersten
Gefährten von Ignatius von Loyola
im Tagebuch am 1.
Januar 1543,in Aschaffenburg geschrieben.
Eine
gute Regung ließ mich nun wünschen,
es mögen
in meiner Seele geistlicherweise
v i e r J a h r
e s z e i t e n geben:
Einen
geistlichen W i n t e r, der die Gotteskeime,
die ins
Erdreich meiner Seele gesenkt sind, hegt und
Wurzeln fassen
lässt;
dann
einen geistlichen F r ü h l i n g, damit mein Erdreich
seinen Samen aufsprießen lasse;
drittens
einen geistlichen S o m m e r,
der die Früchte zu
bester Ernte heranreifen lässt;
viertens
einen geistlichen H e r b s t ,
um die reifen Früchte
zu sammeln,
sie
in die "göttlichen Scheunen einzufahren" (Mt
13,20)
und sie aufzuspeichern, "dass nichts verloren
gehe" (Jo 6,12).
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