Action Priesterjahr 10x10: 10 Fragen an 10 Priester der Diözese Hildesheim

    Pfr.  Bernd Galluschke Jg. 1957, Nussriede 21, 30559 Hannover

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A. Die 10 Fragen

1. Warum bist du Priester geworden?

Nachdem ich anfänglich Lehrer werden wollte, um Schülern aus dem Arbeitermilieu zu helfen, ebenfalls Abitur zu machen, wie ich, habe ich im ersten Pfarr-Praktikum den Ruf gespürt, mich ganz Gott zu schenken und mein Leben für eine geeinte Welt zu geben. Dieser Ruf hängt auch zusammen mit dem Kennenlernen der Spiritualiät des Fokolars und der Entdeckung, dass es möglich ist, das Evangelium im Alltag zu leben.

2.Wie erlebst du dich in deiner Sendung, mit deinen Aufgaben?

Ich bin sehr froh, den Menschen die befreiende Botschaft der Erlösung und der Liebe Gottes weitergeben zu können – durch die Sakramente, aber auch durch Erfahrungen und konkretes diakonales Tun. Ich erlebe mich darin – trotz aller Schwierigkeiten und Herausforderungen oder gerade wegen dieser – als realisierten Menschen und Christen.

3. Wo spürst du, dass Gott mit dir am Werk ist?

Vor allem dort, wo ich Menschen begleiten kann, die eine Sehnsucht nach Gott haben und die in persönlicher oder existientieller Not sind.
Weiterhin erlebe ich überall dort, dass Gott mit uns am Werk ist, wo ich in einem echten Team arbeiten darf und dort, wo der partizipative Ansatz von Kirche ernst genommen wird.

4. Was bedeutet dir das Gebet und die Feier der Eucharistie?

Das Gebet wird für mich immer mehr zum Lob Gottes für seine großen Taten an mir und den Menschen. Die Feier der Eucharistie ist für mich ein großes Geschenk, das ich den Menschen weitergeben darf – ein Geschenk der Liebe Gottes für jeden einzelnen, die so den Leib Christi und sein Reich heute aufbaut. Persönlich ist für mich die Eucharistiefeier die Erinnerung daran, selbst das Leben für den Vater zu geben, das ich von ihm geschenkt bekommen habe.

5. Bist du durch dein Priestertum persönlich gewachsen?

Durch das Priestertum bin ich zuerst einmal mehr Mensch und dann auch mehr Christ geworden. Meine Persönlichkeit und meine von Gott geschenkten Gaben konnten wachsen und tun dies immer noch. Ich meine, dass ich ein realisierter Menschen sein darf, weil mir das Priestertum zum Dienst am gemeinsamen Priestertum aller Gläubigen hilft.
Meine Rolle – eine Art Trainer für die Realisierung der Menschen im Raum der Liebe Gottes – ist im Laufe der Jahre immer klarer ein Dienst geworden. Dabei hat mich auch sehr die Spiritualität des Fokolars geprägt.

6. Welche Erfahrung hast du gemacht in der Verkündigung Gottes heute?

Ich erlebe, dass Menschen Sehnsucht nach dem Gott Jesu Christi haben. Ich erlebe aber auch, dass es genügend brave Christen gibt, die nur den Teil der Verkündigung hören wollen, der  ihnen schmeckt. Daher ist bei der Verkündigung auch das Unverständnis und schon mal die Ablehnung inklusive.

7. Welche Hilfen hast du erfahren in der Verkündigung?

Die größte aller Hilfen ist das persönliche Leben aus dem Wort der hl. Schrift und der ehrliche und offene Erfahrungsaustausch über das Wort Gottes im Kreis von Mitbrüdern und vor allem in der vita communis. Auch das Bibelteilen in den kleinen christlichen Gemeinschaften ist ein riesiges Geschenk für die Verkündigung.

8. Was hilft dir in der Nachfolge Christi? z.B. Das Vorbild eines Heiligen oder eine Gemeinschaft oder....?

Mich trägt schon seit der Studienzeit die Spiritualität der Einheit, des Fokolars. Ich durfte doch unendlich viele Erfahrungen der Nähe Gottes machen. Dieser Weg hat mich sehr geprägt und hält mir immer wieder die Vision Jesu vom Reich Gottes vor Augen.
Diese Vision lässt mich so manche Schwierigkeiten mit Seiner Hilfe meistern und daran wachsen.

9. Wie erlebst du die Kirche heute - in ihren Stärken - in ihren Schwächen?

Natürlich erlebe ich die Kirche heute im Umbruch, in der Veränderung. Ich erlebe sie auch mit ihrer Geschichte, ihren Stärken und Schwächen, als liebenswert.
Ja, ich liebe die Kirche, denn sie schenkt mir die Gegenwart Gottes und ich gehöre sehr gern zur Kirche (von Hildesheim).

10. Fühlst du dich durch den Zölibat tiefer mit Christus verbunden und hilft dir der Zölibat in der Verkündigung?

Der Zölibat fordert mich immer wieder heraus, mehr mit Christus eins zu werden. In der Tat erlebe ich ihn als die Chance, mich allein auf Christus abzustützen.
Ob er mir in der Verkündigung hilft – hier tue ich mich schwer mit einer Antwort. In jedem Fall macht er die Verkündigung nicht schwerer als wenn es ihn nicht gäbe.

Pfr. Galluschke