Action Priesterjahr 10x10: 10 Fragen an 10 Priester der Diözese Hildesheim

Pfarrer Martin Wilk, Diözesanjugendseelsorger, Jg. 1970
Geweiht 2000 in Hildesheim
Anschrift: Domhof 18-21, 31134 Hildesheim
 

 

1. Warum bist du Priester geworden?
Die Entscheidung Priester zu werden hat mit keinen spektakulären Erlebnissen in meinem Leben zu tun, sie ist einfach gewachsen. Ich hatte das Glück, dass mir meine Eltern den Glauben vorgelebt haben. Wir sind am Sonntag in die Kirche gegangen, meine Eltern haben mit mir gebetet. Später, als Jugendlicher, bin ich Priestern begegnet, die mich begeistern konnten. Irgendwann habe ich überlegt, ob dies auch für mich ein Weg sein könnte. Ich habe den Glauben als etwas Schönes erlebt und wollte ihn an andere weitergeben.

2. Wie erlebst du dich in deiner Sendung, mit deinen Aufgaben?
Seit meiner Priesterweihe ist mein Weg sehr eng mit jungen Menschen verbunden. Zunächst habe ich als Kaplan mit Jugendlichen in der Gemeinde gearbeitet, später als Jugendseelsorger in einem Jugendzentrum. Heute bin ich als Diözesanjugendseelsorger für die Jugendpastoral im Bistum verantwortlich. Ich sehe meinen Auftrag darin, mit jungen Menschen auf dem Weg des Glaubens zu sein und dafür Sorge zu tragen, dass sie die Chance haben, den Glauben als etwas Schönes und Wertvolles zu erfahren. Es ist mir ein Anliegen, dass Jugendliche Erfahrungen machen können, die sie stark fürs Leben machen, die ihnen helfen, eine Beziehung zu Jesus Christus zu knüpfen.

3. Wo spürst du, dass Gott mit dir am Werk ist?
Es gibt viele Situationen, wo ich erlebe, dass Gott mir hilft. In schweren Situationen, bei wichtigen Entscheidungen, in offenen Gesprächen, im Ringen um gute und ehrliche Entscheidungen. Sehr oft erlebe ich aber auch die Nähe Gottes, wenn ich mit Menschen zusammen bin, die mich lieben und die ich liebe. Ich bin mir dessen sehr bewusst, dass ich ohne die Hilfe Gottes nicht viel bewirken könnte.

4. Was bedeutet dir das Gebet und die Feier der Eucharistie?
Die Feier der Eucharistie mit einer Gemeinschaft ist mir sehr wichtig. Sie gibt mir Kraft für mein Leben und meine Aufgabe. Ebenso das Gebet. Ich merke immer wieder, dass es für mich wichtig ist, regelmäßige Gebetszeiten zu haben, um mein Leben vor Gott zur Sprache zu bringen. Es gibt aber auch Zeiten, in denen es mir schwer fällt zu beten. Dann bin ich dankbar dafür, dass es andere gibt, die für mich beten. Es gibt Menschen von denen ich weiß, dass sie für mich beten. Das ist für mich sehr beruhigend und gibt mir Kraft.

5. Bist du durch dein Priestertum persönlich gewachsen?
Durch meinen Dienst als Priester komme ich immer wieder mit vielen Menschen zusammen. Als Jugendseelsorger bin ich mit Jugendlichen auf dem Weg. Ich habe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich gemeinsam die Sorge für die Jugendpastoral trage. Durch die Begegnungen mit Menschen und durch die Herausforderungen, die mit meinem Dienst zusammenhängen, habe ich mich entwickelt  (Gott sei dank) und bin stärker geworden. Das hat für mich aber weniger mit dem Amt an sich zu tun, sondern mit Begegnungen und Herausforderungen, die mit meinem Leben und mit meinem Dienst als Priester zusammenhängen.

6. Welche Erfahrung hast du gemacht in der Verkündigung Gottes heute?
Ich habe Freude daran, das Wort Gottes verkünden zu dürfen. Das geschieht in der Predigt, aber auch in vielen alltäglichen Begegnungen und Gesprächen. Bei der Verkündigung mache ich immer wieder die Erfahrung, dass es darauf ankommt, welchen Zugang ich persönlich zu einem Text bekommen habe. Das, was ich verstanden habe und was für mein Leben wichtig ist, das kann ich auch glaubwürdig anderen verkünden. Hier geht für mich immer wieder der Satz in Erfüllung: Du kannst in anderen nur das entzünden, was in dir brennt. Du kannst andere nur soweit begleiten, soweit du selber gegangen bist. Das ist natürlich auch eine ständige Herausforderung und Ansporn, immer mehr von der Botschaft Jesu  verstehen zu wollen.

7. Welche Hilfen hast du erfahren in der Verkündigung?
Die „technische“ Grundausstattung für die Verkündigung hat man mir im Studium beigebracht. Ich habe gelernt, wie man Predigten vorbereitet und was in diesem Zusammenhang wichtig ist. Heute merke ich, dass auch mein Leben, mein Glaube und die Begegnungen mit den Menschen eine große Rolle bei der Verkündigung spielen. Die Heilige Schrift, gute Bibelkommentare und das Leben an sich sind für mich die wichtigsten Hilfen im Verkündigungsdienst.

8. Was hilft dir in der Nachfolge Christi? z.B. Das Vorbild eines Heiligen oder eine Gemeinschaft oder....?
Unter anderem ist mir wichtig, dass ich einen geistlichen Begleiter habe, mit dem ich alles, was für mein Leben eine Relevanz hat, besprechen kann. Eine große Hilfe sind mir Menschen, die mich auf meinem Weg begleiten und zu mir stehen. Seit meiner Jugend bin ich vom heiligen Johannes Bosco fasziniert, seine Spiritualität hat mich in meinem Leben sehr geprägt. Seit einigen Jahren bin ich mit der Organisation Concordia, einem Strassenkinderprojekt in Rumänien, und deren Gründer Pater Georg Sporschill verbunden. Wenn ich in der Gemeinschaft der ehemaligen Strassenkinder und –jugendlichen bin, spüre und erlebe ich, was Gott in unserem Leben bewirken kann, wenn wir es zulassen und ihm vertrauen. Das gibt mir sehr viel Kraft auch für meinen persönlichen Lebens- und Glaubensweg.

9. Wie erlebst du die Kirche heute - in ihren Stärken - in ihren Schwächen?
Ich glaube, dass Kirche auch heute sehr wichtig ist und dass sie eine Botschaft zu verkünden hat, die das Leben der Menschen stark machen kann. Es begeistert mich zu wissen, dass ich durch den Glauben mit vielen Menschen verbunden bin. Momentan erlebe ich Kirche im Umbruch. Vieles verändert sich, Einiges stirbt ab – Neues erwacht zum Leben. Manchmal erlebe ich uns (wir sind doch Kirche) viel zu ängstlich. Wir verwenden viel Kraft, um das zu reanimieren, was sterben muss und verhindern damit das Neue, was aufbrechen will. Ich wünsche mir, dass wir mehr Mut haben, mehr Begeisterung und mehr Hoffnung.

10. Fühlst du dich durch den Zölibat tiefer mit Christus verbunden und hilft dir der Zölibat?
Ich glaube nicht, dass eine tiefe Christusbeziehung von der Lebensform abhängig ist. Ich kenne Menschen, die verheiratet sind oder in Beziehungen leben, die eine tiefe und authentische Christusbeziehung haben. Eine intensive Christusbeziehung ist für mich die Frucht einer intensiven Arbeit und der Einübung. Damit eine Beziehung wachsen kann, muss ich bereit sein etwas zu investieren, auf etwas zu verzichten, mir Zeit zu nehmen. Die zölibatäre Lebensform kann dabei helfen, sie ich aber nicht die Garantie und auch nicht die Voraussetzung für eine intensive Christusbeziehung.