.
Action Priesterjahr 10x10: 10 Fragen an 10 Priester der Diözese Hildesheim

Franz Josef Schubert, Jg. 1937, Hildesheim, Brühl 16

1. Warum bist du Priester geworden?
Aufgewachsen zwischen kirchl. engagierter Familie und katholischer Jugend, u.a. als
Gruppenführer suchte ich 1 Jahr vor dem Abitur - über die angedachte Karriere als Latein- und Griechisch-Lehrer hinaus - eine sinnvollere Herausforderung für Menschen in einer gläubigen Gemeinschaft. Das zufällige Erleben eines anderen Pfarrers als zu Hause machte mich neugierig und war Initialzündung.
.
2. Wie erlebst du dich in deiner Sendung, mit deinen Aufgaben?
Ich habe Kirche vor und nach dem Konzil erfahren. Dankbar für geöffnete Grenzen bin ich immer weiter geführt worden in eine neue Dimension von Spiritualität und Pastoral. Kein Jammern, sondern hoffnungsvolle Ermutigung, den Weg nicht als Einzelkämpfer zu gehen. Das prägt mich auch über die Zeit als Gemeindepfarrer hinaus.
.
3. Wo spürst du, dass Gott mit dir am Werk ist?
An den Früchten des Geistes wie Freude usw. (Gal. 5,22). Im Rückschauen kann ich oft nur staunen, wie Dinge und Begegnungen gefügt wurden.
.
4. Was bedeutet dir das Gebet und die Feier der Eucharistie?
Erst Jahre nach der Weihe wurde mir allmählich deutlich, dass ich nicht vor allem ein guter Mitarbeiter des Herrn sein wollte, sondern dass es um eine Du-Beziehung mit Ihm geht. Das wirkte sich mehr und mehr aus auf mein Beten und die Begegnung mit Ihm in der Eucharistie, dem Geheimnis des Lebens.
.
5. Bist du durch dein Priestertum persönlich gewachsen?
Je älter ich wurde, desto mehr fand ich meinen Zugang zum Priestersein: "Er" leiht mich aus, mit Leib, Seele und Geist. Er nimmt Menschengestalt an in mir. Ich bleibe ich als Person mit meiner Freiheit und Verantwortung, meinen Begabungen und Begrenzungen, Stärken und Schwächen.
Zugleich ist Er durch mich für andere zugänglich, wirkt Er durch mich. Das macht mich einerseits spürbar frei von Angst und Leistungsdruck, andrerseits erfüllt es mich mit tiefer Ruhe und Freude. Jedenfalls tiefe Dankbarkeit.
.
6. Welche Erfahrung hast du gemacht in der Verkündigung Gottes heute?
Die Jünger erleben Jesus, der tut, was Er mit Worten verkündet. Dann werden sie zu zweit (weil Er dann mitten unter ihnen ist) von ihm gesandt, das ebenso zu tun: heilen, aufwecken, befreien; Diakonie kommt zur Verkündigung nicht nur noch hinzu, um Gott bezeugen, sondern sie gehören wesentlich zusammen.
.
7. Welche Hilfen hast du erfahren in der Verkündigung?
Für meine Verkündigung prägend wurde der Ansatz, ausgehen von dem, was erlebt wird, dann fragen, was das bedeutet, und schließlich überlegen, welches Schriftwort mir da einfällt. Die drei Dimensionen leben - deuten - feiern haben mir immer wieder geholfen, die Verbindung von Verkündigung und Liturgie, dem Feiern, sehen und erleben zu lassen.

8. Was hilft dir in der Nachfolge Christi? z.B. Das Vorbild eines Heiligen oder eine
Gemeinschaft oder....?
Jesus sendet Jünger nicht allein aus. In der Gemeinschaft ist Er selbst gegenwärtig und wirksam. Von der ersten Kaplansstelle an wurde ich in dieser Erfahrung bestärkt: Nicht im Alleingang leben, sondern in Gemeinschaft mit Brüdern und Schwestern!

9. Wie erlebst du die Kirche heute - in ihren Stärken - in ihren Schwächen?
Weil ich glaube, dass Er in der Kirche gegenwärtig ist und durch sie wirkt, kann ich nicht wirklich mutlos sein. Wo ich Kirche hierzulande konkret erlebe, bin ich zuversichtlich, dass Er sie lernen lässt, wohin der Weg führen wird. Es kommt darauf an, die Realität anzuschauen, zu deuten und zu hören, was der Geist den Gemeinden sagt. Ich bin überzeugt: Er wird es tun (1 Thess. 5,24).
.
10. Fühlst du dich durch den Zölibat tiefer mit Christus verbunden und hilft dir der Zölibat
in der Verkündigung?
In dem Maß, wie ich meine Beziehung Christus als existentielle Du-Beziehung erfahren lernte, bekam der Zölibat für mich persönlich einen tieferen Sinn und für meinen konkreten Einsatz in der Verkündigung eine tragende Kraft.
.
Hildesheim, 09. Oktober 2009 Franz-Josef Schubert, P.