1. Warum bist du Priester
geworden?
Es war ein längerer Weg.
Ich
entstamme
einer christlichen Familie, Vater katholisch Mutter evangelisch, nach
dem
Verlust des Vaters 1945 wurde ich durch den Katholizismus in meiner
Gemeinde
geprägt, hatte aber immer auch die ökumenische Erfahrung
meiner
Familie im Hintergrund.
Nach einem
Sprachstudium bin
ich
mit 26 Jahren in den Jesuitenorden in Berlin eingetreten und gab damit
der Frage nach dem Priesterwerden, die mich schon länger
beschäftigte,
Raum der Entfaltung. Ich hatte Gott als das wichtigste für mein
Leben
entdeckt, nicht nur intellektuell sondern auch mit meinem Herzen und
Gefühl
und dem wollte ich dienen, um es auch anderen weiterzugeben. Das
Psalmwort
stimmte für mich, bei Gott allein finde ich Ruhe, oder das Wort
von
Augustinus "Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir". Er ist es, der
mich durch verschiedene Anrufe und Begegnungen immer wieder führte.
.
2.Wie erlebst du dich
in
deiner
Sendung mit deinen Aufgaben?
Ich habe nach meiner Ausbildung
im
Noviziat
und des Studiums der Philosophie und Theologie verschiedene Aufgaben im
Orden wahrgenommen. 8 Jahre Priester in der ökumenischen
Laienbewegung
Action 365. 6 Jahre Krankenseelsorger an den Unikliniken in
Göttingen.
Dann 14 Jahre in einem jesuitischen Team in der Ausbildung von
Exerzitienbegleitern
und seit 1999 Spiritual im Priesterseminar in Hildesheim, wo ich viele
Menschen mit ihrem Fragen und ihrer Gottsuche begleite, Priester, Laien
Ordensleute, Katholiken und evangelische Christen. Das ist eine
wunderbare
Aufgabe.
Ich war nie Kaplan
oder
Pfarrer
in einer Pfarrei, obwohl es das bei den Jesuiten auch geben kann, und
die
Taufen, Beerdigungen oder Trauungen, die ich gehalten habe, kann ich an
meiner Hand abzählen.
3. Wo nimmst du deine Kraft her
und wo
spürst du, dass Gott mit dir am Werk ist?
Ganz wichtig für mich ist
die
tägliche
Feier oder Mitfeier der Eucharistie. Dort erfahre ich im Glauben den
Wert
meiner Berufung, Anteil zu haben an Kreuz und Auferstehung Jesu
Christi,
der für mich und alle Menschen gestorben ist, und mir durch seine
Auferstehung Anteil gibt an seinem göttlichen Leben, und der mich
sendet und in Dienst nimmt mit meinem Leben.
In den Evangelien spricht er
mich mit
seinem
Wort an und gibt mir seine Weisung. Es bedarf aber auch sonst noch des
Gebetes. Kraft bekomme ich auch durch meine jährlichen Exerzitien
und auch durch die tägliche Begegnung mir den Menschen, die mir
Gott
zuführt und die ich begleite, durch deren Erfahungen ich aber auch
selbst immer wieder von Gott in meinem Glauben ermuntert und
gestärkt
werde.
4. Was bedeutet dir das Gebet
und die
Feier
der Eucharistie?
.
Die Eucharistiefeier
mit den
Schwestern
oder im kleinen Kreis ist mir ein tägliches Anliegen. Dann gibt es
noch das Tagzeitengebet (das Brevier), das mir hilft, den Tag zu
strukturieren
mit den Laudes (Lobgebet am Morgen) und der Vesper (dem Gebet am
späten
Nachmittag), da bin ich dankbar, dass wir im Haus eine kleine Gruppe
haben,
die das oft gemeinsam vollzieht. Es ist das für jeden Tag
vorgegebene
Gebet der Kirche, in der neben dem Lobpreisgebet auch immer das
Fürbittgebet
eingeschlossen ist. Ganz wichtig ist für mich aber auch das
tägliche
persönliche Gebet, oft in einer kontemplativen Form des einfachen
Daseins vor Gott in der Stille oder auch in einem Nachdenken über
ein Wort aus der hl. Schrift oder im Nachdenken darüber, wie mir
Gott
am Tag begegnet ist, oder wo ich vor ihm davon gelaufen bin..
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5. Bist du durch
dein
Priestertum
persönlich gewachsen?
Ja. Ich bin vielen Menschen
begegnet
und
habe von ihnen gelernt und bin mit ihnen einen Weg gegangen. Geistlich
gesehen bin ich durch das Gebet immer wieder auf Gott verwiesen, der
mich
aufrichtet und weitet und korrigiert. Ich habe gelernt, viel
zuzuhören
und ein Gespür für Fragen entwickelt.
6. Welche Erfahrung hast du
gemacht
mit dem Wort Gottes heute?
Die Bibel ist wirklich ein
großes
Geschenk, am meisten hat sie sich mir erschlossen in den Betrachtungen
der Exerzitien. Durch sie habe ich Jesus Christus immer mehr kennen und
lieben gelernt. Und auch in der geistlichen Begleitung ist mir die
Bibel
eine große Hilfe. Sie stellt immer wieder typische Situationen
dar,
in denen der Mensch sich selbst erkennen kann und Weisung findet.
7. Welche Hilfen hast
du
erfahren
in der Verkündigung?
Die
größte Hilfe ist mir das Meditieren von Texten der Hl.
Schrift,
die ich dann auch ins Gespräch bringen kann oder darüber zu
predigen.
Auch die Lektüre von guten geistlichen Büchern gibt mir
Anregung.
8.
Was hilft dir in der Nachfolge Christi? Heilige? eine Gemeinschaft? ....
Hier
möchte ich nur in Stichworten antworten, weil es in manchen
Antworten
schon enthalten ist. Außer dem schon genannten Gebet ist es die
Ordensgemeinschaft,
die mich geprägt hat und die ich in immer wieder verschiedenen
Erfahrungen
und Zusammensetzungen erlebt habe. Es ist das regelmäßige
Begleitungsgespräch
mit einem erfahrenen Mitbruder und dem Sakrament der Versöhnung,
und
es sind die jährlichen achttägigen Exerzitien in
Zurückgezogenheit
und Stille.
9.
Wie erlebst du die Kirche heute - in ihren Stärken - in ihren
Schwächen?
Die
Stärke der Kirche ist ihr Glaube an Jesus Christus, den Sohn
Gottes
und an seine erbarmende Liebe, stark ist sie dort, wo sie Menschen im
Glauben
zusammenführt.
Ihre Schwächen
sind
dort,
wo nicht Versöhnung gelebt wird, wo Egoismus überwiegt und
Streben
nach Macht, wo Lauheit und Mittelmäßigkeit herrschen.
Faszinierend
ist ihre weltweite Vernetzung.
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10. Fühlst du dich durch
den
Zölibat
tiefer mit Christus verbunden? Wie wirst du mit Einsamkeit fertig?
Ich habe länger
gerungen,
bis ich mich für den Zölibat entschieden habe. Die Liebe zu
einer
Frau ist ja etwas ganz natürliches, und den Verzicht darauf kann
ich
nur leisten, wenn ich ihn als Gnade Gottes erlebe, weil er mich noch
viel
tiefer erfüllen kann.
Ich bin auch deswegen
in
einen
Orden eingetreten, um die Bindung der Ganzhingabe tiefer leben zu
können,
aber auch um durch die Hilfe der Gemeinschaft gestärkt zu werden.
In de Ordensgelübden geht es ja nicht nur um den Zölibat,
sondern
auch um das Gelübde der Armut und des Gehorsams, Ausdruck einer
Hingabe
um des Reiches Gottes willen, das allein einen Menschen ganz in den
Dienst
nehmen kann.
Es gibt Zeiten, wo
ich auch
die
Einsamkeit stärker erfahre und andere, wo ich durch die
Gemeinschaften
mit Menschen, aber noch mehr mit Jesus Christus Liebe und Kraft
geschenkt
bekomme. Die Erfahrung der Einsamkeit, die ja letztlich jeder Mensch
erfährt,
- auch in der Ehe gibt es diese Erfahrungen. - ist für mich auch
ein
Ausdruck für die Nachfolge des gekreuzigten Jesus, der auch uns
eingeladen
hat, täglich sein Kreuz auf sich zu nehmen. Es ist dann auch ein
Impuls,
stärker aus der Kraft des Gebetes zu leben und aus dem Dienst am
Nächsten.
Gundikar Hock,
Hildesheim,
Oktober
2009
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