Am 28. November 2014 rief der HERR

unseren Mitbruder


P. Franz-Josef Glorius SJ

in seine Herrlichkeit.

geboren 3.1.1935,

Ordenseintritt 16.9.1953, Priesterweihe 26.7.1964

+ 28. November 2014



Blog für Pater Glorius mit Predigt

Sterbebild-Glorius

Predigt von Pater Tobias Zimmermann (Rektor des Canisiuskolleg)


     


       

„Ein Menschenfischer“, so hat ein Berufskollege des Berliner Canisius-Kollegs den Nachruf auf Pater Franz-Josef Glorius überschrieben. Mit dieser Bezeichnung gibt er treffend dessen priesterliches Leben und Wirken wieder. Und Franz-Josef selbst,
wie hat er sich verstanden? Anlässlich seines 40-jährigen Priesterjubiläums hat er sich in der Kürze eines Telegrammstils dargelegt. Für ihn war der Schlüssel für sein Selbstverständnis ein Buchtitel von Papst Johannes Paul II.: „Geschenk und Geheimnis,
mein Weg zum Priester Gottes“.
Aus dem „Ruhrpott“ kam seine Mutter Maria; sein aus dem Eichsfeld stammender Vater Franz war Schuhmacher. In der quirligen Metropole
Berlin fanden beide ein Stück Heimat in der Kolpingfamilie
Berlin-Mitte und bei den Jesuiten von St. Clemens. Hier heirateten die Eltern und ließen ihren Sohn Franz-Josef taufen. Die Familie wohnte
in der Wilhelmstraße in Berlin-Mitte. Beide Eltern waren schlichte Menschen, als Christen stark im Glauben und in der Praxis.
Die Kindheit wurde durch den 2. Weltkrieg unterbrochen – erst die andauernden Bombardierungen und schließlich die sinnlosen Straßenkämpfe.
Dieses Erlebnis von Leben und Tod muss für den zehnjährigen Franz furchtbar gewesen sein, zumal er als „Kindersoldat“ zum Waffeneinsatz kam. Ausgebombt lebte die Familie zunächst auf der Straße und fand dann Unterkunft bei Verwandten in Neukölln. Auch hier brach die Verbindung zu den Jesuiten von St. Clemens nicht ab,
wo Franz seit 1948 unter Anleitung der Patres Bruno Schmidt und Alfons Tanner dem Bund Neudeutschland angehörte. Er besuchte
nach
Kriegsende das Canisius-Kolleg und half tatkräftig bei dessen Wiederaufbau mit. Nach dem Abitur 1953 belegte er dank seines Kommunikationstalentes ein Semester Publizistik an der FU und volontierte beim „Telegrafen“, eine inzwischen eingestellte
Zeitung. Es blieb bei diesen wenigen Monaten der Ausbildung,
da ihm seine eigentliche
Berufung bewusst wurde:
Noch 1953 trat er in
den Jesuitenorden ein.
Er durchlief die damaligen üblichen Ausbildungseinrichtungen:
1953-55 Noviziat auf dem Jakobsberg unter PP. Otto Pies u. Günter Soballa
1955-56 Juniorat in Feldkirch/Tisis unter P. Georg Straßenberger
1956-59 Philosophiestudium in Pullach/München
1959-61 Jugendarbeit unter P. A. Tanner in Berlin
1961-65 Theologiestudium in Innsbruck mit Aufenthalt in Spanien
1965-66 Tertiat in Berlin-Kladow unter P. Hapig.
Die Priesterweihe empfing Franz-Josef Glorius von Weihbischof Dr. Paulus Rusch am 26.07.1964 in Innsbruck; die Primiz hielt er in St. Clemens in Berlin.
Während des Tertiats stand Pater Glorius dem Novizenmeister im Peter-Faber-Kolleg zur Seite.
Schon 1966 kam der Ruf ans Canisius-Kolleg als Religions- und Sportlehrer. Hier redigierte er als verantwortlicher Schriftleiter den Kollegsbrief. Er betätigte sich als „Löwenbändiger“ zum Schul-
schluss an der Bus-Haltestelle. Viele Busfahrer lernten ihn schätzen, sodass die BVG-Zentrale ihm eine Auszeichnung widmete. Unermüdlich war der Einsatz von „Franzl“ oder „Glori“, wie
ihn liebevoll Schüler/ -innen nannten, für das Canisius- Kolleg, das für ihn nebst der eigenen Familie zur zweiten Heimat geworden war.





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Auch außerschulisch war Franz-Josef unermüdlich und vielseitig engagiert: in der Jugendarbeit, in Einsätzen mit dem Bauorden, in der Folge von P. Bruno Schmidt mit der „Aktion Knast“, in der
Verbindung Bavaria Berlin, als Präses der Kolpingfamilie,
als Mitglied im Lions-Club und im Club Berlin im Cartell Rupert Mayer, als priesterlicher Seelsorger „Ehemaliger“ bei Taufe, Hochzeiten, Beerdigungen und bei Messaushilfen in den Gemeinden…
1990 beendete P. Glorius seine Tätigkeit am Kolleg schweren Herzens und wurde Seelsorger am St. Gertrauden Krankenhaus in Berlin-Wilmersdorf.
Zu der Betreuung der Kranken und der Schwestern der hl. Katharina kam ab 1995 die Dozentur von Ethik und Religion in der dortigen
Krankenpflegeschule. Sr. Albana war ihm eine große Stütze im Krankenhaus und am Altar. Daneben blieb er seinen „Ehemaligen“ treu. Bewegend waren die Abschiedsworte, die sein evangelischer
Amtsbruder sprach: „Es hat etwas sehr Gutes, dass Du hier gewesen bist.
Franz-Josef übernahm 2004 im damaligen Frauenbundhaus
in Berlin-Charlottenburg Gottesdienste und Seelsorge. Auch hier
war er auf eine Stütze angewiesen, die sich ihm in der Person von
Ursula Görlitz bot.

Am 8. Januar 2013 zog er in das Jesuiten-Seniorenheim nach Berlin-Kladow; ohne Rollstuhl ging es nicht mehr, was ihn allerdings nicht hinderte, an gemeinsamen Veranstaltungen in lebhaften
Gesprächen teilzunehmen und sonntags gar Predigten zu halten.
Bis zu seinem überraschenden Tod am 28.11.2014 war er ganz Seelsorger in unzähligen Telefonaten, in zahlreicher Korrespondenz
und Empfang vieler Besucher/innen.

„Menschenfischer“ – dieses Attribut erfasst die ganze Person von Pater Glorius: Er war ein priesterlicher Mensch durch und durch, geprägt von der ignatianischen Spiritualität und durch die
geistliche Begleitung des Eichsfeld-Vereins, dem er sich selbst als „Eichsfelder“ aufgrund seiner väterlichen Herkunft verbunden fühlte und dem er seine Bodenständigkeit verdankte.

Seine besondere Begabung war, stets aufgeschlossen und fröhlich auf Menschen zuzugehen und in aller Freundlichkeit niemanden auszugrenzen, jeden anzunehmen, geduldig anzuhören und es nie
bei der alleinigen Beratung zu belassen.

Beim Requiem in der Friedhofskapelle konnte der Rektor
des Canisius-Kollegs, P. Tobias Zimmermann, sagen:
„Bei ihm war man im Gebet aufgehoben.“ In den Schülermessen wurden Gloris Predigten lebhaft und wohltuend empfunden, wie überhaupt sein Wort flott und markant war. Ansteckend war
seine fröhliche Glaubensausstrahlung, mitreißend seine zündenden Predigten, überhaupt seine Begeisterungsfähigkeit Franzl oder Glori liebte die Geselligkeit; er war kein Kostverächter und traf sich regelmäßig mit alten Freunden zum Stammtisch im Restaurant
Maria und Josef, vielleicht ein Sinnbild für die ewige Heimat, in der er
 nach einem überaus erfüllten Leben seine ewige Ruhe gefunden hat.
Seine letzte Ruhe fand Pater Franz-Josef Glorius auf dem Jesuiten-Areal des Berliner Hedwigsfriedhofs in Reinickendorf.
Manfred Richter SJ
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