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Die "Gesellschaft Jesu" ist eine Gemeinschaft von Priestern und Brüdern

Der Jesuitenbruder (Dekret 7 der 34. Generalkongregation  1995)



Identität

196 2. Der Jesuitenbruder ist ein Mann, der den Ruf des Vaters angenommen hat, ein »Gefährte Jesu« zu sein. Durch seine Gelübde weiht er sein Leben frei der Mithilfe an der gemeinsamen Sendung des Leibes der Gesellschaft als einer apostolischen und priesterlichen Ordensgemeinschaft: dem »Dienst am Glauben, zu dem die Förderung der Gerechtigkeit notwendig dazugehört«4.

197 3. Seit den ersten Jahren seiner Bekehrung fühlte sich Ignatius berufen, »den Nächsten zu helfen«, sich ganz in den Dienst des »Ewigen Königs und Herrn des Alls«5 zu stellen. Die Gruppe der Gefährten, »Freunde im Herrn«, erkannte in ihrem Unterscheidungsprozeß, in welcher konkreten Form sie ihre apostolische Berufung in der Kirche leben sollte: durch die Gründung einer Ordens- gemeinschaft.

198 Zu diesem Zeitpunkt der Gründung war die apostolische Erfahrung des Ignatius und seiner Gefährten bereits mit der Ausübung des priesterlichen Dienstes verbunden.
Von ihrer Erfahrung wurde die Formula Instituti geprägt, die die Dienste aufzählt, die sie ausführen würden, um das besondere Ziel des neuen Ordens zu erfüllen: »allein dem Herrn und der Kirche, seiner Braut, unter dem Papst, dem Stellvertreter Christi auf Erden, zu dienen«
6.

199 Aber die Beweglichkeit, die dieser allumfassende apostolische Auftrag verlangte, die Vielfalt der pastoralen Dienste und schließlich die notwendige Hilfe für die Erfüllung dieser Sendung brachten Ignatius dazu, in den Leib der Gesellschaft verschiedenartige Mitglieder aufzunehmen – Priester und Brüder –, die alle dieselbe Berufung teilen und zur Erfüllung der einen gemeinsamen Sendung beitragen sollten.

201 4. Alle Glieder der Gesellschaft wurden in verschiedenen sozialen und kulturellen Situationen mit demselben Ruf beschenkt, dem armen und demütigen Jesus zu folgen. Wir haben alle dieselbe Einladung gehört, ihm in seiner Kirche zu dienen; wir wurden alle mit derselben Sendung betraut.

202 Zugleich »glaubte Ignatius, indem er jede Gleichmacherei und Uniformität zurückwies, zutiefst an die Vielfalt der Berufungen, die darauf beruht, daß Gott einen jeden beim Namen ruft. Nur in diesem Geist der Offenheit und Annahme können die verschiedenen Gaben gedeihen, die zusammen die Gesellschaft ausmachen.«7 Aus diesem Grund betrachtete Ignatius die Grade in der Gesellschaft als verschiedene Weisen, Glieder des einen Leibes zu sein und ein und dieselbe Sendung zu erfüllen, ohne daß sich daraus in irgendeiner Weise Unterschiede in der Vollkommenheit oder im Verdienst in der göttlichen Sendung ergeben würden.
So »ist der apostolische Leib der Gesellschaft wie der der Apostel geformt: als Einheit in der Verschiedenheit, ... ’einer Verschiedenheit, die durch das Band der Liebe geeint ist’.

204 .... "in gewisser Weise verkörpert der Ordensbruder das Ordensleben in seinem Wesen und kann deshalb dieses Leben in besonderer Klarheit deutlich machen" (Kolvenbach)  Daher ist der erste und wichtigste Beitrag der Brüder die freie Hingabe ihrer  selbst an den Herrn....


Gemeinschaft

215 11. Wenn alle – Priester, Brüder und Scholastiker – alle Aspekte des Gemeinschaftslebens miteinander teilen, den Glauben, häusliche Arbeit, Erholung, Gebet, apostolische Unterscheidung, Eucharistie, Exerzitien usw., werden wir wirklich »Freunde im Herrn« werden.

Dieses gemeinsame Leben wird uns helfen, Kommunitäten aufzubauen, in denen wir uns gegenseitig verantwortlich fühlen in unserer gemeinsamen Nachfolge Jesu und uns gegenseitig in derselben Sendung ergänzen.

Um dieses Teilen unter uns Wirklichkeit werden zu lassen, brauchen wir menschliche und geistliche Reife und eine bessere Ausbildung in zwischenmenschlicher Kommunikation

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Sendung

206 7. Der Bruder lebt seine Ordensberufung als »einer, der gesandt ist«. Er ist wesentlich ein Mann mit einer Sendung, die er letztlich – über seine Oberen – von Christus selbst empfängt.12 Er führt diese Sendung aus als Glied an einem apostolischen Leib, der sich »nicht nur mit der göttlichen Gnade der Rettung und Vervollkommnung der eigenen Seelen widmet, sondern sich mit derselben Gnade inständig bemüht, zur Rettung und Vervollkommnung der Seelen der Nächsten zu helfen«13.

207 Als Glieder desselben Leibes haben die Brüder teil an der einen apostolischen Berufung und tragen aufgrund des persönlichen Rufs des Geistes zu ihr bei. Sie bereichern die Sendung der Gesellschaft durch ihre Teilhabe an dem, was Paulus mit den Worten »das Evangelium Gottes wie ein Priester verwalten« (Röm 15,16) beschreibt.

208 Die Sendungen, mit denen die Brüder betraut werden können, beinhalten viele der Funktionen und Dienste, die nach der Formula Instituti der Gesellschaft eigen sind.

209 Diese Tätigkeiten, die von den ersten Gefährten ausgeführt wurden, inspirieren auch heute die ganze Gesellschaft. Bereits die 31. Generalkongregation hat betont, daß für das apostolische Tun des Bruders dieselben Prinzipien gelten wie für das Apostolat der ganzen Gesellschaft: die Ausrichtung auf den größeren Dienst Gottes und das allgemeinere Wohl.14

210 Heute beschreibt die Gesellschaft unsere jesuitische Identität als Notwendigkeit, »sich unter dem Banner des Kreuzes im entscheidenden Kampf unserer Zeit einzusetzen: im Kampf für den Glauben, der den Kampf für die Gerechtigkeit mit einschließt.«15

Die Brüder sind daher an allen apostolischen Aufgaben der Gesellschaft, in denen sich diese Sendung verwirklicht, aufs engste beteiligt; an jeder Art von materieller und technischer Tätigkeit im Dienst am Apostolat und am Leib der Gesellschaft; ebenso

- an der ausdrücklichen Verkündigung Jesu,

- an der geistlichen Begleitung und am geistlichen Gespräch,

- an Exerzitien, Katechese und Unterricht.

- Sie stellen sich zur Verfügung,

- zu denen gesandt zu werden, die diskriminiert werden;

- zu denen, deren Würde mißachtet wird;

- zu denen, die keine Stimme und keine Macht haben;

- zu denen, die nach dem Sinn ihres Lebens suchen;

- zu denen, deren Glaube dahinschwindet;

- zu denen, die die Verkündigung der Frohen Botschaft von Jesus hören wollen, usw.;

Und auch zu den Kommunitäten und Werken, die ihre Hilfe brauchen, um die Sendung der Gesellschaft zu erfüllen.


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Ausbildung

218 14. Eine geringere Zahl von Berufungen darf nicht zu einer Senkung der Anforderungen für die Zulassung zum Noviziat führen.

Jene, die als künftige Brüder aufgenommen werden, müssen Männer des Glaubens sein, bereit zum Dienst, mit ausreichender Reife, fähig zum gemeinsamen Leben und zur Eingliederung in den Leib und die Sendung der Gesellschaft.

219 Wo es für notwendig erachtet wird, sollen Programme für ein Vornoviziat eingerichtet werden, die den Kandidaten helfen können, die Voraussetzungen für den Eintritt zu erreichen.

220 15. Die 34. Generalkongregation hält es für hilfreich, daß in den Provinzen
die Aufnahme von Kandidaten als »Indifferente« gefördert wird, so daß sie im Verlauf des Noviziats besser erkennen können, ob ihre Berufung in Richtung Priester oder Bruder geht.

221 16. Jene, die für die Ausbildung der Brüder verantwortlich sind, sollen ihnen helfen, ihre tiefste Sehnsucht zu erkennen und in ihren Herzen die Wertschätzung ihrer Berufung fest zu verankern, den Willen zum Dienen und die Begeisterung für die Sendung der Gesellschaft.

222 17. Für Jesuitenbrüder sollen gut aufgebaute Ausbildungsprogramme eingerichtet werden, um sie angemessen auf das Leben, den Dienst und das Hineinwachsen in die Gesellschaft vorzubereiten. Solche Programme sollen eine menschliche, kommunitäre, spirituelle, theologische, pastorale und berufliche Dimension umfassen.

Diejenigen, die über die nötigen Eigenschaften verfügen, sollen in den Provinzen auf die Arbeit von »Promotoren für Berufungen« und Formatoren« vorbereitet werden. Wenn möglich, sollen die Brüder während der Ausbildung im Interesse einer besseren Integration in denselben Kommunitäten wie die Scholastiker wohnen. Die Provinziäle sollen die Ausbildungsprogramme für Brüder genau verfolgen und sie mit der nötigen Flexibilität anwenden.

223 18. Wo eine Provinz aufgrund fehlender Möglichkeiten oder einer zu geringen Zahl von Brüdern diese Programme nicht durchführen kann, wird eine Zusammenarbeit mit anderen Provinzen oder auch mit anderen Assistenzen empfohlen.

224 19. Brüder müssen die Gelegenheit zum Erlernen einer Fremdsprache bekommen, entsprechend den Empfehlungen dieser Generalkongregation im Dekret »Interprovinzielle und provinzübergreifende Zusammenarbeit«.16 Das wird eine bessere Verständigung mit Mitbrüdern aus anderen Gebieten und eine größere Verfügbarkeit für bestimmte internationale Aufgaben ermöglichen.

225 20. Für einen wirksamen Einsatz ist es notwendig, daß alle auf dem laufenden gehalten werden über das, was ihre apostolische Arbeit betrifft, und daß sie in ihrem Glaubensleben unterstützt werden. Daher sollen die fertig ausgebildeten Brüder ermutigt werden, Kurse zur Vertiefung auf geistlichem und psychologischem Gebiet und zur pastoralen und beruflichen Weiterbildung mitzumachen.

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227 22. Gleichzeitig wollen wir daran erinnern, daß, wenn wir die wahre Einheit aller Glieder der Gesellschaft anstreben, die wichtigste Voraussetzung eine Haltung des Verstandes und des Herzens ist, die jeden Jesuiten als Bruder und Freund im Herrn schätzt und willkommen heißt, denn »mehr als irgendeine äußere Satzung muß das innere Gesetz der Liebe und Güte dazu helfen, welches der Heilige Geist in die Herzen schreibt und einprägt«1


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