Action Priesterjahr 10x10: 10 Fragen an 10 Priester der Diözese Hildesheim

        Weihbischof Koitz, Jg. 1935, Hildesheim, Am Domhof 17

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1. Warum bist du Priester geworden?
                    Ich gehörte mit mehreren Jugendlichen in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg zu einer Gruppe. Wir
                    haben das getan, was man in der Spanne zwischen 14 und 20 Jahren als Jugendgruppe unternimmt:
                    Fahrten, Theaterspielen, Wanderungen… Mein Gedanke: Ich fühle mich in der Kirche zu Hause. Deshalb
                    will ich später dazu beitragen, dass auch andere junge Leute sich in der Kirche wohlfühlen.

                     2. Wie erlebst du dich in deiner Sendung, mit deinen  Aufgaben?
                    Unsere Zeit ist voller gesellschaftlicher und kirchlicher Umbrüche. Als Mensch, als Priester und als
                    Weihbischof komme ich mit ungezählt vielen Anderen in Berührung, die mehr für ihr Leben wollen als
                    nur das normal Durchschnittliche. Ich kann vielleicht ein bisschen dazu beitragen, dass Menschen für ihr
                    Leben aus dem Glauben Sinn erfahren.

                    3. Wo spürst du, dass Gott mit dir am Werk ist?
                    Mir geht es wie wohl jedem Priester, der über mehr als 4 Jahrzehnte in der Verkündigung des Glaubens
                     steht: Manchmal sprechen mich Menschen an, die sich daran erinnern, dass ich ihnen mit irgendeinem
                     Wort weitergeholfen habe. Mir bleibt dann nur das Staunen über das Geistwirken Gottes.

                     4. Was bedeutet dir das Gebet und die Feier der  Eucharistie?
                    Das tägliche Stundengebet ist mir wie ein geistliches Geländer, an dem ich mich den Tag hindurch
                    festhalte. Bei den Psalmen denke ich manchmal: Dieser zweieinhalbtausend Jahre alte Satz trifft
                    haargenau meine derzeitige Situation. Und die in der Regel tägliche Eucharistie brauche ich wie das
                    tägliche Brot, das ich esse.
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                     5. Bist du durch dein Priestertum persönlich  gewachsen?
                    Durch mein Priestersein bin ich in ein dichtes Erfahrungsnetz mit ungezählt vielen anderen Menschen
                    gekommen. Dieser Austausch des Lebens und des Glaubens bereichert mich ungemein. Ich hoffe, dadurch
                    persönlich „gewachsen“ zu sein.

                     6. Welche Erfahrung hast du gemacht in der  Verkündigung Gottes heute?
                    Den Glauben in eine Sprachform zu gießen, die meine Hörer begreifen, das empfinde ich als
                    Herausforderung und als Last, aber zugleich als notwendige Aufgabe. Die Sprach- und Erfahrungswelt
                    junger Erwachsener heute ist eine andere als die der biblischen Schriftsteller damals. Dazwischen die
                    Brücke zu schlagen, bemühe ich mich besonders bei Firmgottesdiensten.

                     7. Welche Hilfen hast du erfahren in der Verkündigung?
                    Die Exerzitien, die ich seit fast 30 Jahren in einem bestimmten Kreis von Priestern mache, sind stets
                    biblisch ausgerichtet. Solch eine Jahreswoche ist für mich wie das Nachfüllen meines geistlichen
                    Kühlschrankes. Auch bestimmte Fortbildungswochen für Priester bereichern mich. Ab und zu entdecke ich
                    in gedruckten Predigten beim Durchblättern ein Stichwort oder eine Überschrift, die in mir einen
                    Impuls auslösen: Darüber könnte ich ja auch mal reden.

                     8. Was hilft dir in der Nachfolge Christi? z.B. Das Vorbild  eines Heiligen oder eine
                    Gemeinschaft oder....?
                    Durch mein Theologiestudium und die damaligen Jahresexerzitien bin ich ein wenig in die
                    Spiritualität des hl. Ignatius von Loyola eingeführt worden. Die Haltung jenes Mannes, niedergelegt in
                     seinem Exerzitienbüchlein, insbesondere das Prinzip und  Fundament prägt mich besonders heute.

                     9. Wie erlebst du die Kirche heute - in ihren Stärken - in  ihren Schwächen?
                     Wenn ich Gott einen Beruf zuordnen könnte, würde ich ihn als Steinmetz bezeichnen: Er arbeitet an dem
                    Block Kirche zur Zeit sehr intensiv – er meißelt das Bild der Kirche heraus, das er haben will. Zu diesem
                    neuen Kirchenbild gehört nach meiner Beobachtung, dass die Kirche der Zukunft eine ärmere, zugleich
                    sicherlich eine wesentlichere sein wird. Eine Kirche, die ihre Kraft nicht aus großartigen Strukturen und
                    hohen Zahlen bezieht, sondern aus der Freude an Gott. So sehe ich die gegenwärtigen Schwächen der
                    Kirche als Chance zu einer Belebung von innen her.

                   10. Fühlst du dich durch den Zölibat tiefer mit Christus verbunden und hilft dir der Zölibat?
                    Der Zölibat gibt mir in vielfacher Weise Freiheit, für möglichst viele Menschen da zu sein. Durch den
                    Zölibat verdichtet sich meine Beziehung zu Christus und zu meiner Sendung. In meiner Lebenssituation
                    fühle ich mich nicht vereinsamt. Durch die zölibatäre Lebensgestalt weiß ich mich mit vielen Menschen
                    verbunden, die, aus welchem Grund auch, als Alleinstehende ihr Leben gestalten. Das hilft mir tatsächlich
                    in der Verkündigung.
 

                    Hans Georg Koitz, Hildesheim, Dezember 2009
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