1.
Warum bist du Priester geworden?
Ich gehörte mit
mehreren Jugendlichen
in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg zu einer Gruppe. Wir
haben das getan, was man in der Spanne zwischen 14 und 20 Jahren als
Jugendgruppe
unternimmt:
Fahrten, Theaterspielen, Wanderungen… Mein Gedanke: Ich fühle mich
in der Kirche zu Hause. Deshalb
will ich später dazu beitragen, dass auch andere junge Leute sich
in der Kirche wohlfühlen.
2. Wie erlebst du dich in deiner Sendung, mit deinen Aufgaben?
Unsere Zeit ist voller gesellschaftlicher und
kirchlicher
Umbrüche. Als Mensch, als Priester und als
Weihbischof komme ich mit ungezählt vielen Anderen in
Berührung,
die mehr für ihr Leben wollen als
nur das normal Durchschnittliche. Ich kann vielleicht ein bisschen dazu
beitragen, dass Menschen für ihr
Leben aus dem Glauben Sinn erfahren.
3. Wo spürst du, dass Gott mit dir am Werk ist?
Mir geht es wie wohl jedem Priester, der
über mehr als
4 Jahrzehnte in der Verkündigung des Glaubens
steht: Manchmal sprechen mich Menschen an, die sich daran erinnern,
dass
ich ihnen mit irgendeinem
Wort weitergeholfen habe. Mir bleibt dann nur das Staunen über das
Geistwirken Gottes.
4. Was bedeutet dir das Gebet und die Feier der Eucharistie?
Das tägliche Stundengebet ist mir wie ein geistliches
Geländer,
an dem ich mich den Tag hindurch
festhalte. Bei den Psalmen denke ich manchmal: Dieser
zweieinhalbtausend
Jahre alte Satz trifft
haargenau meine derzeitige Situation. Und die in der Regel
tägliche
Eucharistie brauche ich wie das
tägliche Brot, das ich esse.
.
5. Bist du durch dein Priestertum persönlich gewachsen?
Durch mein Priestersein bin ich in ein dichtes Erfahrungsnetz mit
ungezählt
vielen anderen Menschen
gekommen. Dieser Austausch des Lebens und des Glaubens bereichert mich
ungemein. Ich hoffe, dadurch
persönlich „gewachsen“ zu sein.
6. Welche Erfahrung hast du gemacht in der Verkündigung
Gottes
heute?
Den Glauben in eine
Sprachform zu gießen,
die meine Hörer begreifen, das empfinde ich als
Herausforderung und als Last, aber zugleich als notwendige Aufgabe. Die
Sprach- und Erfahrungswelt
junger Erwachsener heute ist eine andere als die der biblischen
Schriftsteller
damals. Dazwischen die
Brücke zu schlagen, bemühe ich mich besonders bei
Firmgottesdiensten.
7. Welche Hilfen hast du erfahren in der Verkündigung?
Die Exerzitien, die ich seit fast 30 Jahren in einem bestimmten Kreis
von
Priestern mache, sind stets
biblisch ausgerichtet. Solch eine Jahreswoche ist für mich wie das
Nachfüllen meines geistlichen
Kühlschrankes. Auch bestimmte Fortbildungswochen für Priester
bereichern mich. Ab und zu entdecke ich
in gedruckten Predigten beim Durchblättern ein Stichwort oder eine
Überschrift, die in mir einen
Impuls auslösen: Darüber könnte ich ja auch mal reden.
8. Was hilft dir in der Nachfolge Christi? z.B. Das Vorbild eines
Heiligen oder eine
Gemeinschaft oder....?
Durch mein Theologiestudium und die damaligen Jahresexerzitien bin ich
ein wenig in die
Spiritualität des hl. Ignatius von Loyola eingeführt worden.
Die Haltung jenes Mannes, niedergelegt in
seinem Exerzitienbüchlein, insbesondere das Prinzip und
Fundament
prägt mich besonders heute.
9. Wie erlebst du die Kirche heute - in ihren Stärken - in
ihren
Schwächen?
Wenn ich Gott einen Beruf zuordnen könnte,
würde
ich ihn als Steinmetz bezeichnen: Er arbeitet an dem
Block Kirche zur Zeit sehr intensiv – er meißelt das Bild der
Kirche
heraus, das er haben will. Zu diesem
neuen Kirchenbild gehört nach meiner Beobachtung, dass die Kirche
der Zukunft eine ärmere, zugleich
sicherlich eine wesentlichere sein wird. Eine Kirche, die ihre Kraft
nicht
aus großartigen Strukturen und
hohen Zahlen bezieht, sondern aus der Freude an Gott. So sehe ich die
gegenwärtigen
Schwächen der
Kirche als Chance zu einer Belebung von innen her.
10. Fühlst du dich durch den Zölibat tiefer mit Christus
verbunden
und hilft dir der Zölibat?
Der Zölibat gibt mir in vielfacher Weise
Freiheit, für
möglichst viele Menschen da zu sein. Durch den
Zölibat verdichtet sich meine Beziehung zu Christus und zu meiner
Sendung. In meiner Lebenssituation
fühle ich mich nicht vereinsamt. Durch die zölibatäre
Lebensgestalt
weiß ich mich mit vielen Menschen
verbunden, die, aus welchem Grund auch, als Alleinstehende ihr Leben
gestalten.
Das hilft mir tatsächlich
in der Verkündigung.
Hans Georg Koitz, Hildesheim,
Dezember 2009
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