Kreuzweglied

.
Du schweigst, Herr, da der Richter 
feige das ungerechte Urteil fällt;
wenn Du einst richten wirst, 
dann zeige dich voll Erbarmen dieser Welt.

Du hast das Kreuz auf dich genommen, 
die schwere Schuld der ganzen Welt;
wenn Not und Ängste auf uns kommen,
sei es dein Kreuz, Herr, das uns hält.

O Herr, du wankst und sinkst zur Erde,
die Last der Sünden wirft dich hin;
gib, dass dein Fall mir Stärkung werde,
sooft ich schwach und elend bin.

Oh Mutter, die den Sohn gesehen
am Weg der Schmach und bittern Pein,
erfleh uns Kraft, mit ihm zu gehen,
und seinem Kreuze nah zu sein.

Es half dir einer, den sie zwangen,
und beugt sich unters Holz der Schmach;
gib, dass wir unser Kreuz umfangen
und dir in Liebe folgen nach.

Herr, präge uns dein Angesichte
für immer tief ins Herz hinein,
und wenn es aufstrahlt im Gerichte,
so lass es uns zum Heile sein.

Die Kraft verlässt dich, du fällst nieder,
zum zweiten Mal, das Kreuz ist schwer.
Ich falle und ich falle wieder;
in meiner Schwachheit hilf mir, Herr.
 

Du redest mahnend mit den Frauen:
"Weint über euch, nicht über mich."
Wenn wir dich einst als Richter schauen,
Herr Jesus, dann erbarme dich.

Da liegst du, wie vom Kreuz erschlagen,
erschlagen von der Schuld der Welt.
Hilf mir, im Abgrund nicht verzagen
und hoffen, dass dein Kreuz mich hält.

Herr, unsere Schuld hat dich verraten;
sie ist`s, die dich in Schande stößt.
Bedecke uns mit deinem Gnaden,
da wir so schmählich dich entblößt.

Du wirst, oh Herr, ans Kreuz geschlagen,
wirst hingeopfert wie ein Lamm,
du hast die Schuld der Welt getragen
bis an des Kreuzes harten Stamm.

Dein Kreuz, oh Herr, will ich erheben
und beneiden deinen Tod.
Von diesem Holz kam uns das Leben
und kam uns Freude in die Not.

Oh seht die Mutter voller Schmerzen,
wie sie den Sohn in Armen hält.
Sie fühlt das Schwert in ihrem Herzen,
trägt mit am Leid der ganzen Welt.

Er wird der Erde übergeben,
wie man den Weizen bettet ein;
doch wird er auferstehn und leben
und über alles herrlich sein.

aus Gotteslob Lied 185