Zehn Thesen zur priesterlichen Lebensform

1. Wichtiger ist, wie ich als Priester lebe 
als was ich als Priester tue.

2. Wichtiger ist, was in mir Christus tut 
als was ich selber tue.

3. Wichtiger ist, dass ich die Einheit im Presbyterium lebe 
als dass ich in meiner Aufgabe allein aufgehe.

4. Wichtiger ist der Dienst des Gebetes und des Wortes 
als der Dienst an den Tischen.

5. Wichtiger ist, die Mitarbeiter geistlich zu begleiten 
als möglichst viele Aufgaben selbst und allein zu tun.

6. Wichtiger ist, an wenigen Punkten ganz und ausstrahlend zu sein, 
als an allen Punkten eilig und halb.

7. Wichtiger ist Handeln in Einheit 
als noch so perfektes Handeln in der Isolation.

8. Wichtiger, weil fruchtbarer, ist das Kreuz als die Effektivität.

9. Wichtiger ist die Offenheit fürs Ganze 
(also für die ganze Gemeinde, fürs Bistum, für die Weltkirche)
als das noch so wichtige partikuläre Interesse.

10. Wichtiger ist, dass allen der Glaube bezeugt wird 
als dass alle herkömmlichen Ansprüche befriedigt werden.

Bischof Hemmerle


 
 
 
Aus der Predigt von Papst Benedikt in Freising,  September 2006 - ÜBER BERUFUNG -
„Die Ernte ist groß“, sagt der Herr, und wenn er sagt „ist groß“, dann meint er es nicht nur für den Augenblick, in dem er auf dem Boden Palästinas dieser Erde stand, dann gilt es immer „Die Ernte ist groß“, auch heute. 

Das heißt, in den Herzen der Menschen wächst Ernte, das heißt noch einmal, in ihnen ist das Warten auf Gott da. Das Warten auf eine Weisung, die Licht ist und den Weg zeigt. Das Warten auf ein Wort, das mehr als Wort ist, das Hoffnung gibt, das Warten auf die Liebe, die über den Augenblick hinaus uns ewig trägt und umfängt. 
Die Ernte ist groß und wartet in allen Generationen auf Ernteleute und auch immer in allen Generationen gilt, unterschiedlicherweise, der Arbeiter sind wenige. Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter sende. Das heißt, die Ernte ist da, aber Gott will sich der Menschen bedienen, damit sie eingebracht werde. 

Gott braucht Menschen, er braucht solche, die sagen: „Ja, ich bin bereit, dein Erntearbeiter zu werden, zu helfen, dass diese Ernte die in den Menschen reift, wirklich in die Scheuern der Ewigkeit eingehen und Gottes ewige Gemeinschaft der Freude und der Liebe werden könne. 

Bittet den Herrn der Ernte, dass wir sagen, wir können Berufungen nicht einfach machen, sie müssen von Gott kommen. Wir können nicht, wie vielleicht in anderen Berufen durch gezieltes Management, entsprechende Strategien sozusagen einfach Leute rekrutieren. Die Berufung muß immer den Weg über das Herz Gottes zum Herzen der Menschen finden und trotzdem gerade, damit sie im Herzen der Menschen ankomme, sind auch wir gefordert.

Und bitten, den Herrn der Ernte darum bitten, das bedeutet gewiß zuallererst, dass wir beten, darum, dass wir an seinem Herzen rütteln und sagen „Tue es doch, wecke die Menschen auf, zünde in ihnen die Begeisterung, die Freude für das Evangelium, laß sie erkennen, dass es der Schatz über allen Schätzen ist und dass, wer es entdeckt hat, weitergeben muß." 

Wir rütteln am Herz Gottes, aber Gott bitten geschieht eben nicht nur in den Gebetsworten, sondern darin, dass Gebet Tun wird, dass aus unseren betenden Herzen dann der Funke der Freude an Gott, der Freude am Evangelium, der Bereitschaft zum Ja-Sagen in die anderen Herzen kommt. Als betende Menschen, als von seinem Licht Erfüllte kommen wir zu den Anderen, ziehen sie in unser Gebet und so in die Gegenwart Gottes hinein, der dann das Seine tut.

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Versprechen bei der Priesterweihe

Auf die Fragen des Bischofs antwortet der Kandidat: " Ich bin bereit".

Bischof: 
Bist du bereit, das Priesteramt als zuverlässiger Mitarbeiter des Bischofs auszuüben und 
so unter der Führung des Heiligen Geistes die Gemeinde des Herrn umsichtig zu leiten?

Bist du bereit, in der Verkündigung des Evangeliums und in der Darlegung des katholischen Glaubens den Dienst am Wort Gottes treu und gewissenhaft zu erfüllen?

Bist du bereit, die Mysterien Christi, besonders die Sakramente der Eucharistie 
und der Versöhnung gemäß der kirchlichen Überlieferung zum Lobe Gottes 
und zum Heil seines Volkes in gläubiger Ehrfurcht zu feiern?

Bist du bereit, zusammen mit dem Bischof im Gebet, das uns aufgetragen ist, 
Gottes Erbarmen für die anvertraute Gemeinde zu erflehen?

Bist du bereit, den Armen und Kranken beizustehen 
und den Heimatlosen und Notleidenden zu helfen?

Bist du bereit, dich Christus, dem Herrn, von Tag zu Tag enger zu verbinden 
und so zum Heil der Menschen für Gott zu leben?

Versprichst du mir und meinen Nachfolgern Ehrfurcht und Gehorsam?
Gott selbst vollende das gute Werk, das er in dir begonnen hat.

Die Priesterweihe vollzieht sich durch die Handauflegung des Bischofs 
und das Weihegebet. 

Ausdeutende Riten: 
- Anlegen von Stola und Gewand, 
- Salbung der Hände mit Chrisamöl, 
- Überreichung von Brot und Wein mit den Worten:

Empfange die Gaben des Volkes für die Feier des Opfers.
Bedenke, was du tust, ahme nach, was du vollziehst,
und stelle dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes

Mit der Umarmung der neugeweihten Priester wird die Weihe besiegelt.

Nach der Weihe beten auch die anwesenden Priester mit Handauflegung in Stille über den neugeweihten Priester.
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