Aus der Predigt von Papst Benedikt in Freising, September 2006 - ÜBER BERUFUNG -„Die Ernte ist groß“, sagt der Herr, und wenn er sagt „ist groß“, dann meint er es nicht nur für den Augenblick, in dem er auf dem Boden Palästinas dieser Erde stand, dann gilt es immer „Die Ernte ist groß“, auch heute. Das heißt, in den Herzen der
Menschen wächst Ernte, das heißt noch einmal, in ihnen ist das
Warten auf Gott da. Das Warten auf eine Weisung, die Licht ist und
den Weg zeigt. Das Warten auf ein Wort, das mehr als Wort ist, das Hoffnung
gibt, das Warten auf die Liebe, die über den Augenblick hinaus uns
ewig trägt und umfängt.
Gott braucht Menschen, er braucht solche, die sagen: „Ja, ich bin bereit, dein Erntearbeiter zu werden, zu helfen, dass diese Ernte die in den Menschen reift, wirklich in die Scheuern der Ewigkeit eingehen und Gottes ewige Gemeinschaft der Freude und der Liebe werden könne. Bittet den Herrn der Ernte, dass wir sagen, wir können Berufungen nicht einfach machen, sie müssen von Gott kommen. Wir können nicht, wie vielleicht in anderen Berufen durch gezieltes Management, entsprechende Strategien sozusagen einfach Leute rekrutieren. Die Berufung muß immer den Weg über das Herz Gottes zum Herzen der Menschen finden und trotzdem gerade, damit sie im Herzen der Menschen ankomme, sind auch wir gefordert. Und bitten, den Herrn der Ernte darum bitten, das bedeutet gewiß zuallererst, dass wir beten, darum, dass wir an seinem Herzen rütteln und sagen „Tue es doch, wecke die Menschen auf, zünde in ihnen die Begeisterung, die Freude für das Evangelium, laß sie erkennen, dass es der Schatz über allen Schätzen ist und dass, wer es entdeckt hat, weitergeben muß." Wir rütteln am Herz Gottes, aber Gott bitten geschieht eben nicht nur in den Gebetsworten, sondern darin, dass Gebet Tun wird, dass aus unseren betenden Herzen dann der Funke der Freude an Gott, der Freude am Evangelium, der Bereitschaft zum Ja-Sagen in die anderen Herzen kommt. Als betende Menschen, als von seinem Licht Erfüllte kommen wir zu den Anderen, ziehen sie in unser Gebet und so in die Gegenwart Gottes hinein, der dann das Seine tut. |