Geistliche Übungen: 230 (Ignatius von Loyola)

BETRACHTUNG, UM LIEBE ZU ERLANGEN.

 BEMERKUNG: Zuerst ist es angebracht, zwei Dinge zu beachten:

230 Das erste ist: 

Die Liebe muß mehr 
in die Werke als in die Worte gelegt werden.

231 Das zweite: 

Die Liebe besteht in Mitteilung von beiden Seiten: nämlich darin, daß der Liebende dem Geliebten gibt und mitteilt, was er hat, 
oder von dem, was er hat oder kann; 
und genauso umgekehrt der Geliebte dem Liebenden.

Wenn also der eine Wissen hat, es dem geben, der es nicht hat; wenn Ehren; wenn Reichtümer; und genauso gegenseitig. .
232 ERSTE HINFÜHRUNG IST: Zusammenstellung, die hier ist: Sehen, wie ich vor Gott unserem Herrn stehe, vor den Engeln, vor den Heiligen, die für mich eintreten 233 DIE ZWEITE:
Um das bitten, was ich will. Hier wird dies sein: 
Um innere Erkenntnis von soviel empfangenem Guten bitten, damit ich, indem ich es gänzlich anerkenne, in allem seine göttliche Majestät lieben und ihr dienen kann.
. .
234 DER ERSTE PUNKT IST: 

Die empfangenen Wohltaten von Schöpfung, Erlösung und besonderen Gaben ins Gedächtnis bringen, 

2 indem ich mit vielem Verlangen wäge, wieviel Gott unser Herr für mich getan hat und wieviel er mir von dem gegeben hat, was er hat, und wie weiterhin derselbe Herr sich mir nach seiner göttlichen Anordnung zu geben wünscht, sosehr er kann. 

3 Und hierauf mich auf mich selbst zurückbesinnen, indem ich mit viel Recht und Gerechtigkeit erwäge, was ich von meiner Seite seiner göttlichen Majestät anbieten und geben muß, nämlich alle meine Dinge und mich selbst mit ihnen, wie einer, der mit vielem Verlangen anbietet: 4

»Nehmt, Herr, und empfangt meine ganze Freiheit, mein Gedächtnis, meinen Verstand und meinen ganzen Willen
all mein Haben und mein Besitzen. 
 Ihr habt es mir gegeben; Euch, Herr, gebe ich es zurück. Alles ist Euer, verfügt nach Eurem ganzen Willen. Gebt mir Eure Liebe und Gnade, denn diese genügt mir.«

235 DER ZWEITE: 

Schauen,
wie Gott in den Geschöpfen wohnt: 

in den Elementen, 
indem er Sein gibt; 

in den Pflanzen, 
indem er belebt; 

in den Tieren, 
indem er wahrnehmen macht; 

in den Menschen, 
indem er Verstehen gibt; 

und so in mir, 
indem er mir Sein gibt; 
indem er beseelt; 
indem er wahrnehmen macht 
und indem er mich verstehen macht; 

ebenso indem er einen Tempel aus mir macht,
da ich nach dem Gleichnis und Bild seiner 
göttlichen Majestät geschaffen bin. 

236 DER DRITTE:

Erwägen, 
wie Gott sich in allen geschaffenen Dingen auf dem Angesicht der Erde für mich müht und arbeitet, 
das heißt sich in der Weise eines Arbeitenden verhält,

2 wie in den Himmeln, Elementen, Pflanzen, Früchten, Herden usw.,
indem er Sein gibt, erhält, belebt und wahrnehmen macht usw.

Danach mich auf mich selbst zurückbesinnen.

237 DER VIERTE: 

Schauen, 
wie alle Güter und Gaben von oben herabsteigen, etwa meine bemessene Macht von der höchsten und unend- lichen von oben, und genauso Gerechtigkeit, Güte, Freundlichkeit, Barmherzigkeit usw.

so wie von der Sonne die Strahlen herabsteigen, vom Quell die Wasser usw.

2 Danach enden, indem ich mich auf mich selbst zurückbesinne, wie gesagt.