P.Werner
Herbeck SJ
„Damit
wir frei seien, hat Christus uns frei gemacht“ (Gal 5,1)
P.
Werner Herbeck SJ
geb.
29.2.1932 in Berlin
gest. 29.10.2020 in Berlin Kladow
P.
Werner Herbeck SJ wurde am 29.2.1932 in Berlin geboren. Mit 13
Jahren verlor er seinen Vater, kurz vor Ende des Krieges. Er
wuchs mit seiner Mutter auf, besuchte von 1945 bis 1951 das
Canisiuskolleg. Geprägt durch die Menschen und Erlebnisse
dieser Zeit, trat er nach dem Abitur ins Noviziat der Jesuiten
auf dem Jakobsberg bei Bingen ein. Nach den ordensüblichen
Studien in Pullach bei München und in
Frankfurt/St.Georgen wurde er 1962 in Berlin von Erzbischof
Alfred Bengsch zum Priester geweiht. Für den Abschluss
seiner Ordensausbildung ging er in die USA und lernte dort die
Grundkenntnisse der Gesprächstherapie kennen, die ihm bei
seinen weiteren seelsorglichen Tätigkeiten mit Studenten,
Ratsuchenden und Randgruppen zugutekam.
Von
1962 bis 1965 war er Studentenseelsorger an der Freien
Universität (FU) Berlin, danach von 1967 bis 1977
Studentenpfarrer in Darmstadt. Hier machte er eine ihn
nachhaltig beeindruckende Bekanntschaft mit Eugen Kogon, einem
christlich geprägten Gegner des Nationalsozialismus. Mit
großem Engagement widmete er sich in diesen turbulenten
Jahren dieser schwierigen Arbeit und scheute dabei nicht den
innerkirchlichen Konflikt. Er initiierte verschiedene Aktionen
im sozialen, kirchlichen und Bildungsbereich, darunter auch
die ökumenische Telefonseelsorge.
1980 ging er nach
Berlin zurückging und leitete zwanzig Jahre lang die
„Offene Tür Berlin” (OTB). Auch hier war er
immer wieder gesellschaftlich, politisch und kirchenpolitisch
aktiv.
Von
1984 bis 1991 war er Oberer des Ignatiushauses in Berlin. Mit
seiner ganzen Person, aber auch durch die spezifische Arbeit
der „Offenen Tür“ setzte sich P. Herbeck
dafür ein, dass die Kirche in Berlin tatsächlich
eine offene Tür für die Fragen und Nöte der
Menschen hat.
Nach seinem Ausscheiden aus diesem Werk
wurde er Notfallseelsorger und zog 1999 in das Berliner
Canisius-Kolleg, wo er sich neben weiteren seelsorglichen
Aufgaben der Betreuung der Wohltäter, Freunde und
Ehemaligen des Kollegs widmete. Von 2001 bis 2007 war er
Geistlicher Leiter der Gemeinschaft Katholischer Männer
und Frauen (KMF) im Bund Neudeutschland (ND).
Auch bei
den Schwestern im Karmel in Regina Martyrum war er oft tätig,
wo er sich dem Anliegen der „Widerständler der
Nazizeit“ nahe fühlte.
Bis zuletzt war sein
Leben und Wirken geprägt von einem wachen Interesse an
neuen Fragestellungen und Entwicklungen in Kirche und
Gesellschaft. Konzentration auf den Binnenraum von Kirche lag
ihm nicht, sein Anliegen war es, an die „Hecken und
Zäune" zu gehen.
Persönlich
wirkte P. Herbeck auf den ersten Blick oft sperrig, nüchtern,
knapp und kurz angebunden; doch wer ihm zuhörte,
entdeckte einen zupackenden und hilfreichen, gemütvollen
und sensiblen Menschen.
2014 zog er aus gesundheitlichen
Gründen in das Peter-Faber-Haus in Berlin-Kladow. Er, der
immer frei sein wollte für andere und frei, neue Orte zu
entdecken, er erlebte seine Gebrechlichkeit und Hinfälligkeit.
Der Park im Peter-Faber-Haus war ihm wie eine gute Medizin:
das tägliche Streifen durch den Garten, das stundenlange
Sitzen am Wasser der Havel, das Beobachten der
vorüberziehenden Schiffe. Der Gedanke nach Aufbruch ließ
ihn nicht los.
Am Morgen des 29.10.2020 ist er von uns
gegangen. Sein Herr, dem er treu nachfolgte in seinem Einsatz
für Glaube und Gerechtigkeit, wird ihn erwarten. Er möge
gut ankommen. Er ist auf dem Jesuitenfriedhof in Berlin
Reinickendorf beigesetzt. RIP
http://ghocksj.de/predigt-zu-herbeck.html
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